Modefotografie als Spiegel der Zeit

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21.08. 2012 bei globe-m

Das C/O Berlin zeigt derzeit eine Sammlung von Modefotografien aus hundert Jahren Verlagsgeschichte Condé Nasts. Der amerikanische Publizist, der unter anderem Magazine wie Vogue und Vanity Fair herausgab, erkannte früh den Wert von Modefotografien als Zeitzeugen einer Epoche und archivierte diese.

Konservierte Zeitzeugen

So überlebten einige Originale von Man Ray, Edward Steichen, Erwin Blumenfeld, George Hoyningen-Huene, Horst P.Horst oder Irving Penn bis heute in den Archiven Condé Nasts in Mailand, Paris und New York, die andernfalls wohl dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen wären, da, wie Kuratorin Nathalie Herschdorfer wird nicht müde wird, zu erwähnen, diese Fotografien nicht für eine Museumswand produziert wurden. Vielmehr sollten die Aufnahmen nur in Magazinen abgedruckt werden. Der kulturelle Wert dieser Momentaufnahmen war zum Zeitpunkt ihres Entstehens nicht Vielen bewusst.

Spiegel ihrer Gesellschaft

Nach verschiedenen Jahrzehnten geordnet spiegeln die Bilder, neben Schönheitsidealen und Konsumwelten auch ihre politische und ideologische Gegenwart wider. Posen, Make-up, Kleidung und Setting eines Shoots sprechen Bände über das jeweilige Frauenbild in der Gesellschaft, über die Agenda der Publikation, und über die gesellschaftliche Realität ihrer Zeit.

Dokumentiert bis in die Jetztzeit.

Das Besondere an der Ausstellung ist der letzte Raum, der in dem es um zeitgenössische Fotografie geht, darum, mögliche Nachfolger für das 21. Jahrhundert zu nominieren. Darunter sind junge Talente wie Daniel Sannwald oder Sølve Sundsbø ausgestellt. Eine mutige Aussage, eine Investition in die Zukunft, der Übergang ins digitale Zeitalter – genau das Bindeglied ins Heute, das oft in solchen Ausstellungen fehlt.

Atmosphärisch vernachlässigt

Das C|O Berlin– seit Jahren räumlich in einer prekären Situation, ständig vom Rauswurf aus dem alten Postfuhramt bedroht – lässt leider nicht viel Glamour um die Fotografien von Weltrang entstehen, die dort nun eingezogen sind. Die Räumlichkeiten wirken vernachlässigt, Putz blättert von den Wänden, lose Kabelführungen hängen von der Decke herab, selbst die Beleuchtung der Exponate wirkt low-budget. Dies nimmt viel von der möglichen Atmosphäre der Ausstellung, die sich doch inhaltlich nicht zu verstecken braucht.

Weitere Informationen

Zeitlos Schön – 100 Jahre Modefotografie von Man Ray bis Mario Testino ist noch bis 28. Oktober imC/O Berlin zu sehen.
Oranienburger Str 35/36
10117 Berlin
Täglich 11-20 Uhr

 

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